Heimat Streuobstwiese

Ökologischer Wert unserer Wiesen und Hochstammkulturen

"Vor Jahrhunderten hat der Mensch die Kulturlandschaft der Streuobstwiese erschaffen, um Obst in größeren Mengen anzubauen und gleichzeitig die Wiesenflächen für die Viehwirtschaft zu nutzen. Mittlerweile ist die Streuobstwiese ein vielfältiger Lebensraum, der zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat bietet. In den alten Obstbäumen findet fast jede Vogelart einen Nistplatz, die vielfältigen Gräser, Blumen und Kräuter locken Insekten an, und unter der Erde hausen Feldmäuse, die wiederum eine willkommene Nahrung für Füchse und Greifvögel sind. Zugvögel kommen jedes Jahr wieder zurück auf die Streuobstwiese, weil sie hier optimale Bedingungen zum Brüten finden. Und auch für den Grünspecht, Vogel des Jahres 2014, ist sie ein unverzichtbarer Lebensraum." (arte.tv/guide/de/046150-000/karussell-des-lebens)

Der besondere ökologische Wert von Streuobstgebieten kommt durch den mehrstöckigen Aufbau zustande. Der Kronenbereich der Bäume bildet die oberste Etage. Hier finden zahlreiche Vögel sowohl Schutz, als auch Brutmöglichkeiten. Neben häufigen Arten, wie Amsel, Buchfink, Star, Kohl- und Blaumeise, nutzen auch seltene Arten, wie Feldsperling, Gartenrotschwanz oder eben der Grünspecht, diesen Rückzugsraum. Nektar, Blätter, Samen und Früchte bieten ein großes Spektrum an tierischer Nahrung. Für Vögel, Kriechtiere und Säuger, aber vor allem für unzählige Insekten, hält der Obstbaum ein umfangreiches Nahrungsangebot bereit.

 

Auf zweiter Ebene befindet sich der Stamm. In diesem Raum siedeln sich bevorzugt Käferarten, Ameisen und Wespen an. Auch Moose, Flechten und Pilze wachsen hier. In gezimmerten Baumhöhlen und Astlöchern leben die bedrohten Spezies Steinkauz, Wiedehopf und Wendehals, oder aber Fledermäuse und Siebenschläfer.

 

Als Erd- bzw. Untergeschoss sind der Wurzelbereich und die Grünfläche um den Baum zu verstehen. Unter anderen bewohnen Bilchen, Mader und Mäuse den „Keller“. Der Bodenbewuchs, mit seiner reichen Flora, erhöht zusätzlich die Artenvielfalt.

Jeder einzelne Obstbaum ist für sich somit ein ökologischer Mikrokosmos, der mehr als 300 Tierarten beherbergt. Auf den umliegenden Wiesen finden bis zu 400 Pflanzenarten eine Heimat. Es ist nachgewiesen, dass die Obstwiese in ihrer Gesamtheit von über 2.000 verschiedenen Tieren als Lebensraum genutzt wird. 90% davon sind Insekten.

Um die Artenvielfalt weiter zu bereichern, ist es sinnvoll Hecken oder Feldgehölze anzulegen. An einigen Stellen in der Gemarkung haben wir das gemacht. Und auch auf dem Emmersberg sind u. a. an der Schlittenbahn und am Hochbehälter solche Elemente vorzufinden. Doch schon einfache Reisig- oder Totholzhaufen erfüllen diesen Zweck. Damit erklären sich unsere Astschnittstöße hinter der „Alten Linde“ und auf dem Grundstück „Zur Spring“.

Am wertvollsten und daher von besonderer Bedeutung sind die in die Jahre gekommenen Hochstämme. Altes und totes Holz sind für viele Lebewesen deutlich attraktiver als junge Bäume. Der Artenreichtum ist folglich größer. Aus diesem Grund sollten alte Obstbäume, trotz abnehmendem Ertrag, so lange wie möglich als Totholz im Bestand belassen werden. Ein schonendes, sukzessives Ersetzen trägt auf nachhaltige Weise zum Bewahren unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt bei.